Mein geliebter Wandersmann hat eine wunderschöne Wohnung in Essen, genauer gesagt in Kettig, über der Ruhr, Sonnenbalkon… meine Ferienwohnung sozusagen 😉 wir leben das französische Modell, wer genaueres dazu wissen will, der wird hier fündig.
Naja, und wenn man in eine Stadt zieht, dann schaut man natürlich, wie das da so ist, was es dort alles gibt und landet mal hier und mal dort und im Internet findet man auch so manche schöne Geschichte. Allen voran sei die Zeche Zollverein genannt, ein sehr beeindruckendes Industriedenkmal. Wir waren schon oft dort, zur Extraschicht, die Nächte der Industriekultur, wir haben meinen Geburtstag im südlichen Fördermaschinenhaus auf Schacht XII gefeiert, heute das Restaurant The Mine. Großartig!
Im Jahr 1856 suchte der Eigentümer der Zeche Zollverein (heute UNESCO-Welterbe und bekannt als die schönste Zeche der Welt), Franz Haniel, Land für den Bau von Wohnungen für seine Belegschaft. Er fand einen Bauernhof, den Hegemannshof, den kaufte er, zusammen mit ungefähr 200 Morgen Land, und darauf errichtete er die Kolonie Hegemannshof in Essen Katernberg.
-> Hier gibt es wunderschöne Fotos der WAZ aus der Siedlung.
Für alle die, die nich von hier wech sind, WAZ ist die Westdeutsche Allgemeine Zeitung, die größte Regionalzeitung Deutschlands, und kommt aus Essen.
Wie war es, damals, zu Beginn der Zechenzeit, dort zu wohnen, als man noch Bergmann sein musste und gesund, andernfalls musste die Familie ausziehen. In der Fernsehserie „Rote Erde“ ist das auch ein Thema. Wie war es dann nach dem Krieg dort zu wohnen? Oder in den Zeiten des Wirtschaftswunders?
Die Häuser waren zur Lagerung von Gartenerzeugnissen und Deputatkohle voll unterkellert. Und hinter den Häusern gab es Ställe für Kleinvieh, dort waren auch die Plumsklos. Heute unvorstellbar.
Ich bin auch in einem alten Siedlerhäuschen groß geworden, allerdings nicht in Essen, aber auch nicht weit weg. Unsere Wohnung, in der ich jetzt alleine lebe, hat 54 Quadratmeter, dort wohnten meine Großeltern, meine Eltern, meine Tante und ich. 6 Personen auf 54 Quadratmetern. 3 Zimmer und eine Winzigstküche. Und ein Bad, ein richtiges Bad. Natürlich kein fließend warm Wasser, das gab es damals noch nicht. Aber einen Badeofen. Und Samstags war Badetag.
Die gute alte Zeit, möchte man meinen, und so heißt es ja auch oft. Aber war sie wirklich gut, die alte Zeit? In der Erinnerung wird so vieles beschönigt, manchmal stimmt es ja sogar. Jedenfalls für die, deren Weihnachtsfest wirklich fröhlich war in der Kindheit.
Die Zeche Zollverein ist aber ein Besuch wert, soviel kann gesagt sein. Die Extraschicht lohnt sich, im Juni 2025 ist es wieder soweit!